Stiftungsbericht

MOBILEE

Bewegendes

Miteinander

Mit der Plattform MOBILEE baut die Lotto-Sport-Stiftung 2020 eine bundesweite Koordinierungsstelle für Soziale Arbeit mit Sport und Bewegung auf. Projektleiter Daniel Kirchhammer im Interview.

Netzwerker Daniel Kirchhammer

Herr Kirchhammer, bitte vervollständigen Sie den Satz. Sport und Bewegung sind …

… bei richtiger Inszenierung eine sehr gute Möglichkeit, soziale Kompetenzen zu erlernen.


Soziale Arbeit leistet …

… gezielte sozialpädagogische ­Hilfen, damit Menschen ihre individuellen Rahmenbedingungen verbessern können.


Können Sie die Plattform Mobilee in drei Sätzen erklären?

Oha, ich will es versuchen: Sport und Bewegung sind ausgezeichnete Mittel, um Menschen jedes Alters zu fördern und ihre sozialen Kompetenzen zu stärken. Deshalb möchte ­MOBILEE Akteure und Akteurinnen der oft noch getrennt agierenden Bereiche von Sport und Bewegung einerseits und Sozialer Arbeit andererseits stärker vernetzen. Wir verstehen uns als übergeordnete Koordinierungs- und Beratungsstelle und wollen das Thema in der Öffentlichkeit setzen, den Dialog fördern und somit Potenziale entfalten.

Wie ist diese Idee entstanden?

Inspiriert wurde das Vorhaben durch die praxisorientierte wissen­schaftliche Arbeit des Sportsoziologen und DOSB-Ethikpreisträgers Prof. Pilz, der früh wichtige Akzente zur ­Rolle von Sport und Bewegung in der ­Sozialen ­Arbeit gesetzt hat. Diese wurden vom IcanDo-Institut aus Hannover aufgenommen und schließlich in den Arbeitskreis Sport und Bewegung des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen getragen. Es folgten die Entwicklung eines Konzepts unter Feder­führung des IcanDo-Instituts und ein Bekenntnis der Lotto-­Sport-­Stiftung, das Heft in die Hand zu nehmen und den ersten Schritt zu machen. Die Idee der direkten strukturellen Anbindung an die Stiftung ist maßgeblich auf den Impuls eines unserer Vorstandsmitglieder zurückzuführen und wurde im Sommer 2019 von den Gremien beschlossen.


Und wie kommen Sie ins Spiel?

Ich bin Sportwissenschaftler und Sozio­loge und war einige Jahre in der Kompetenzgruppe Fankulturen und sportbezogene Soziale Arbeit ­(KoFas) tätig. So weit mein theoretischer Hintergrund. Anschließend habe ich fünf Jahre lang beim ASC Göttingen im Bereich der internationalen Freiwilligen­dienste gearbeitet. Im ­Fokus stand die Förderung interkultureller Kompetenzen über den Sport.

MOBILEE agiert bundesweit. ­Stemmen Sie das allein?

Ich mache das derzeit allein aus der Geschäftsstelle in Hannover beziehungsweise coronabedingt viel aus dem Homeoffice. Mit dem IcanDo-Institut stehe ich allerdings in regem fachlichem Austausch. Eine Grundidee der Plattform besteht darin, weitere Partnerinnen und Partner ins Boot zu holen. Nur im Zusammenspiel möglichst vieler Kräfte lassen sich unsere Ziele erreichen. Wir laden deshalb alle Interessierten zur aktiven Mitarbeit ein.


Welche Partnerinnen und Partner sind schon dabei?

Wichtige Impulse erhalten wir durch die Rheinflanke gGmbH aus Köln. Sie setzt auf eine sportbasierte Jugend- und Bildungsarbeit, um die Zukunftsperspektiven von Kindern und Jugendlichen zu verbessern. Auch die Dirk Nowitzki-Stiftung aus Würzburg ist von Anfang an als wichtige Partnerin dabei. Diese wertvollen Kontakte stammen aus dem Arbeitskreis Sport und Bewegung. MOBILEE ist an die Niedersächsische Lotto-Sport-Stiftung angebunden, zur Bearbeitung des Themas setzen wir aber auf bundesweite Kooperationen.

Was bedeutet die Pandemie für den Aufbau der Plattform?

Wir haben 2020 die Strukturen für ­MOBILEE gesetzt. Für Juni hatten wir als Kick-off ein bundesweites Dialog-Forum geplant, hier hat uns Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht. Eine digitale Veranstaltung in der Größenordnung hätte nicht den nachhaltigen Effekt gehabt, den wir uns für einen solchen Auftakt gewünscht hätten.


Stattdessen haben Sie zwei große Corona-­Akutprojekte auf die Beine gestellt.

Ja, beide sind abgeschlossen. Gleich zu Beginn der Pandemie hat ­MOBILEE gemeinsam mit dem Arbeitskreis die Themengruppe „Nach und mit Corona: Sport und Stiftungen“ initiiert. Ich habe die wöchentlichen Videokonferenzen vorbereitet, moderiert und die Ergebnisse in Positionspapieren festgehalten. Zweitens haben wir – ebenfalls sehr früh – die Grundschulen in den Blick genommen und ein Unterstützungsprogramm für den Umgang mit Nähe und Distanz für sie entwickelt. Unser Kooperationspartner und Initiator dieses Vorhabens, der IcanDo e. V., ist dafür mit dem großen Stern des Sports in Gold ausgezeichnet worden - eine unfassbar tolle Wertschätzung! Neben einem Katalog mit alters- und entwicklungsgerechten Spielen und Übungen unter Berücksichtigung der Abstandsregeln beinhaltet die dazugehörige Handreichung auch Erläuterungen zum Spiel als sozialpädagogischem Mittel.

Was bedeutet MOBILEE für Sie persönlich?

Eine tolle Aufgabe, ich stehe absolut hinter der Idee. Für mich persönlich ist das ein spannender Prozess, gewissermaßen wie eine Gründung im geschützten Rahmen durch die Lotto-­Sport-­Stiftung. Da hängt viel dran, zum Beispiel die Logoentwicklung oder die Websitegestaltung. Meine wichtigste Aufgabe ist jedoch der Aufbau eines Netzwerkes, damit die Idee von ­MOBILEE greift und sich das Potenzial von Sozialer Arbeit mit Sport und Bewegung stärker entfalten kann. So kann ­MOBILEE zukünftig viele wichtige Akzente setzen.


Nämlich?

Ich bin quasi Lobbyist für die Verbindung beider Bereiche. Sport hat nicht per se eine sozial integrative und präventive Wirkung. Es braucht einen pädagogischen Rahmen und eine spezifische Inszenierung von Angeboten, um die sozialen Potenziale des Sports abrufen zu können.

Was sind die nächsten Pläne?

Im Fokus steht die Netzwerkbildung. Wir sprechen alle relevanten Akteursgruppen an, dazu gehören neben dem organisierten Sport und der sozialarbeiterischen Praxis auch die Stiftungen, Wissenschaft und Politik. Unter Beteiligung wichtiger Stakeholder bilden wir verschiedene Arbeitsgruppen, um das bundesweite Dialog-Forum für 2022 vorzubereiten.


mobilee-plattform.de